Gewalt gegen Frauen mit Behinderung – Eine oft übersehene Realität

Text in Leichter Sprache


Frauen und Mädchen mit Behinderung erfahren deutlich häufiger Gewalt als Frauen ohne Behinderung. Diese Gewalt kann körperlich, seelisch oder sexualisiert sein – nicht selten wird diese Gewalt von pflegenden oder betreuenden Personen, sowohl in ihrem häuslichen Bereich als auch in Einrichtungen ausgeübt. Bauliche und kommunikative Barrieren erschweren Betroffenen den Zugang zum Unterstützungssystem.
 

Bedeutung und Hintergründe

  • Laut der größeren Studie „Lebenssituation und Belastungen von Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderung in Deutschland“ des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2011) gaben zwischen 58 % und 75 % der befragten Frauen mit Behinderung an, körperliche Gewalt im Erwachsenenalter erlebt zu haben – im Vergleich zu etwa 35 % bei Frauen ohne Behinderung.
  • Der Forschungsbericht „Gewalt und Gewaltschutz in Einrichtungen der Behindertenhilfe” (2024) nennt konkrete Zahlen: In stationären Einrichtungen berichteten 41 % der Frauen mit Behinderung von sexueller Belästigung, 22 % von sexueller Gewalt. In ambulanten Einrichtungen lagen die Werte noch höher: 62 % der Frauen mit Behinderung erlebten sexuelle Belästigung, 29 % sexuelle Gewalt.
  • Menschen mit Behinderung sind häufig stärker abhängig von Assistenz, Betreuung oder Wohnformen, in denen sie wenig Kontrolle haben – das setzt sie einem erhöhten Risiko aus. 

Was braucht es für besseren Schutz?

  • Beratung und Hilfeangebote müssen barrierefrei, verständlich (z. B. Leichte Sprache, Gebärdensprache) und vertraulich sein.
  • Wohn- und Betreuungsformen, Werkstätten etc. brauchen verbindliche Gewaltschutz- und Präventionskonzepte, die die Selbstbestimmung von Frauen mit Behinderung stärken.
  • Maßnahmen der Sensibilisierung und systematische Datenerhebung sind notwendig, um Gewalt gegen Frauen mit Behinderung sichtbar zu machen und wirksamer zu bekämpfen.
  • Frauen mit Behinderung müssen gestärkt werden: Sie sollen ihre Rechte kennen und Zugang zu Schutz- und Unterstützungsnetzwerken haben.

Beratungs- und Unterstützungsstellen

Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen – bundesweit erreichbar unter 116 016. Kostenfreie und anonyme Beratung rund um die Uhr. In mehreren Sprachen, auch in Leichter Sprache sowie in Gebärdensprache.
Mehr Informationen auf der Website.

Suse − sicher und selbstbestimmt – Dies ist ein Projekt des bff: Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe.
Frauen und Mädchen mit Behinderungen erleben oft Gewalt. Hier finden Sie Fachleute und Hilfe in ganz Deutschland. Wenn Sie Gewalt erlebt haben oder sich schützen wollen. Hier gibt es auch viele Infos in schwerer und Leichter Sprache und in DGS.
Mehr Informationen auf der Website.

weibernetz e. V. – Bundesnetzwerk von Frauen mit Behinderung, setzt sich politisch und gesellschaftlich für Schutz, Teilhabe und Rechte von Frauen mit Behinderung ein.
Weitere Informationen auf der Website.

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