Häusliche Gewalt geht uns alle an. Gemeinsam können wir handeln.

Häusliche Gewalt ist kein Randphänomen – sie passiert mitten in unserer Gesellschaft, tagtäglich und oft dort, wo Menschen sich eigentlich sicher fühlen sollten: zu Hause. Allein in 2023 wurden in Deutschland rund 250.000 Fälle häuslicher Gewalt angezeigt (Bundeslagebild BKA). Die tatsächliche Zahl ist vermutlich deutlich höher, denn viele Betroffene sprechen erst nach Jahren über das, was ihnen widerfahren ist – oder nie.

Wichtig ist: Die Schuld liegt niemals bei den Betroffenen. Verantwortung tragen immer die Täter:innen.

Was Häusliche Gewalt bedeutet

Häusliche Gewalt bezeichnet alle Formen von Gewalt, die zwischen Menschen passieren, die in einer partnerschaftlichen oder familiären Beziehung zueinander stehen — unabhängig davon, ob sie zusammenleben oder nicht. Es geht nicht nur um sichtbare körperliche Verletzungen, sondern um ein Muster von Macht, Kontrolle und Einschüchterung, das das Leben von Betroffenen stark einschränken kann.

Kurz und klar: Häusliche Gewalt kann körperlich, sexualisiert, psychisch, wirtschaftlich oder digital sein — und sie trifft Menschen jeden Alters, jeden Geschlechts und jeder Herkunft.


Wer kann betroffen sein — und wer ist Täter:in?

Häusliche Gewalt kann jeden treffen: Frauen, Männer, Kinder, ältere Menschen, trans- und nicht-binäre Personen. Täter:innen können Partner:innen, Ex-Partner:innen oder andere Familienmitglieder (Eltern, Kinder, Geschwister, Großeltern, Schwiegereltern etc.) sein.


Wann liegt häusliche Gewalt vor? 

Häusliche Gewalt liegt vor, wenn jemand durch Handlungen oder Unterlassungen physisch, sexuell, psychisch oder wirtschaftlich verletzt, bedroht, kontrolliert oder missbraucht wird — und dies in einem familiären oder partnerschaftlichen Zusammenhang geschieht. Sie ist auch dann Häusliche Gewalt, wenn die Beteiligten nicht zusammenwohnen, aber eine familiäre oder partnerschaftliche Beziehung besteht oder bestand.


Anzeichen, die auf häusliche Gewalt hindeuten können

  • Ungewöhnliche Verletzungen oder immer wiederkehrende „Unfälle“
  • Rückzug, Angst, Schlaf- oder Essstörungen
  • Häufige Isolation von Freund:innen und Familie
  • Ständige Erklärungen oder Rechtfertigungen für das Verhalten der Partner:in
  • Plötzliche finanzielle Probleme oder fehlende Kontrolle über Geld

Wenn Sie solche Anzeichen bei sich oder bei anderen bemerken, ist das ein ernstzunehmendes Signal.

Dimensionen Häuslicher Gewalt

  • Körperliche Gewalt: Schläge, Stöße, Würgen, Wegstoßen, Werfen von Gegenständen, Verletzungen durch Gegenstände oder Waffen.
  • Sexualisierte Gewalt: Sexuelle Übergriffe, Vergewaltigung in der Partnerschaft, erzwungener Geschlechtsverkehr, Nötigung zu sexuellen Handlungen.
  • Psychische / emotionale Gewalt: Herabsetzungen, Demütigungen, Drohungen, Isolierung von Freund:innen und Familie, gezielte Manipulation, Einschüchterung, Gaslighting (Realitätsverzerrung).
  • Kontrolle und Einschüchterung: Anhaltende Überwachung, Einschränkung von Bewegungsfreiheit, Entscheidungskontrolle (z. B. wer arbeiten darf), permanente Drohkulisse — oft schleichend, aber extrem belastend.
  • Ökonomische Gewalt: Vorenthalten von Geld, Kontrolle über Bankkonten, Verhindern von Arbeit oder Ausbildung, Schuldenaufbau gegen den Willen der Betroffenen.
  • Stalking und Bedrohung: Wiederholtes Verfolgen, ständiges Kontaktieren trotz Ablehnung, Drohanrufe, Nachstellen.
  • Digitale Gewalt: Überwachung per Handy/Apps, Erpressung mit Bildern/Nachrichten, unerwünschtes Veröffentlichen privater Informationen, Kontrolle durch Passwörter.
  • Vernachlässigung und Misshandlung (innerfamiliär): Pflege- und Vernachlässigungserscheinungen bei Kindern, älteren Menschen oder pflegebedürftigen Angehörigen; körperliche oder psychische Misshandlung innerhalb der Familie.