In Hamm gibt es ein breites Angebot an Beratungsstellen, an die sich Betroffene und Angehörige wenden können. Die Beratungen sind kostenfrei, anonym und mehrsprachig.
Femizide – Tödliche Gewalt gegen Frauen ist gesellschaftliche Realität
Femizide sind die gezielte Tötung von Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts und stellen die brutalste Spitze geschlechtsspezifischer Gewalt dar. Deutschland erlebt dieses Phänomen nach wie vor täglich: Im Jahr 2023 registrierte die Polizei bundesweit 938 Frauen und Mädchen als Opfer von versuchten oder vollendeten Tötungsdelikten, davon wurden 360 tatsächlich getötet – beinahe jeden Tag ein Femizid. Besonders alarmierend ist, dass über 80 Prozent dieser Taten im Zusammenhang mit Partnerschaften stehen. Häusliche und partnerschaftliche Gewalt ist also in den meisten Fällen eine direkte Vorstufe.
Studien und gesellschaftlicher Kontext
Dem ersten Bundeslagebild (BKA) zufolge steigt die Zahl der Frauen, die von verschiedenen Formen geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen sind, weiter an: 2023 allein wurden über 180.000 Frauen und Mädchen Opfer Häuslicher Gewalt und mehr als 52.000 Opfer von Sexualstraftaten – mit besonders starken Zuwächsen im Bereich digitale Gewalt und politisch motivierter Frauenfeindlichkeit. Jede dritte Frau in Deutschland ist mindestens einmal in ihrem Leben mit Gewalt konfrontiert, wie Dunkelfeldstudien zeigen.
Internationale Organisationen und aktuelle Studien fordern verstärkt eine genaue Definition, Erhebung sowie Maßnahmen zur Prävention von Femiziden. Die Istanbul-Konvention des Europarates verlangt eine systematische Datenerfassung und stärkeren Schutz für Frauen. Bundespolitisch wird an härteren Strafen, einem neuen Gewalthilfegesetz sowie dem Ausbau von Beratungs- und Schutzangeboten gearbeitet.
Gesellschaftliche Verantwortung und Prävention
Femizide sind kein Einzelproblem, sondern ein strukturelles gesellschaftliches Versagen. Der Schutz von Frauen, Sensibilisierung und Prävention müssen dringend gestärkt und ausgebaut werden. Die Gleichstellungsstelle setzt sich daher konsequent dafür ein, über geschlechtsspezifische Gewalt aufzuklären, strukturelle Ursachen sichtbar zu machen und Veränderungen in Politik und Gesellschaft anzustoßen.
Broschüre „Femizide verhindern“ (bff – Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe)
Die Broschüre erläutert, was unter Femiziden verstanden wird, welche gesellschaftlichen und strukturellen Ursachen ihnen zugrunde liegen und wie sie verhindert werden können. Sie zeigt, warum es eine klare Benennung und bessere Datenerhebung braucht, und formuliert konkrete Empfehlungen an Politik, Strafverfolgung und Prävention.