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Der zerbrochne Krug

Einmal mehr setzt das WLT am Donnerstag, 6. November, um 19:30 Uhr im Kurhaus einen Klassiker der Literaturgeschichte in Szene. Wie gewohnt gibt es im Vorfeld für alle Interessierten um 18:45 Uhr ein Einführungsgespräch, in dem Fakten und Hintergründe zum Stück näher beleuchtet werden.

Es ist Gerichtstag und das ganze Dorf ist versammelt, um dem scheinbar harmlosen wie einfachen Fall eines zerbrochenen Kruges beizuwohnen. Marthe Rull, die Besitzerin, präsentiert gleich einen Verdächtigen. Ruprecht, ihr zukünftiger Schwiegersohn, muss der Übeltäter sein. Ganz sicher hat er heimlich die Nacht bei ihrer Tochter Eve verbracht – das wirft einen dunklen Schatten auf die Familienehre, wie steht man denn jetzt vor den Nachbarn da! Doch Ruprecht behauptet, einen Einbrecher überrascht zu haben, der mit einem Sprung aus dem Fenster entkam und dabei den Krug zerbrach.

Dorfrichter Adam soll den Fall klären. Doch der scheint just an diesem Tag nicht ganz bei der Sache zu sein und kommt zudem reichlich lädiert in den Gerichtssaal. Er hat nicht nur mehrere Wunden im Gesicht, er humpelt auch heftig. Schon bald erhärtet sich der Verdacht, dass Ruprecht mit seiner Aussage recht haben könnte, dass der eigentliche Täter ihm im Gericht gegenübersitzt. Doch wenn es um die Rettung seiner Haut geht, ist dem Dorfrichter jedes Mittel und jede Lüge recht. Ohne Skrupel verdreht er sämtliche Fakten, erklärt zu Wahrheiten, was gar nicht wahr sein kann, konstruiert die abstrusesten Szenarien, um seine Position und seine Macht zu retten.

Kleists handfeste Komödie voller Sprachwitz und bäuerlicher Derbheit, dem Kampf um Ehre und Gewissen, gehört zu den bekanntesten Dramen der deutschen Literatur. Bei der Erstaufführung 1808 fiel sie beim Publikum zwar noch durch – was aber eher der Regie von Goethe geschuldet war, der ungefragt einige Veränderungen vornahm. Gerade heute in Zeiten „alternativer Fakten“, „Fake News“ und skrupellosen Kämpfen um Einfluss, Macht und Deutungshoheiten, rücken ganz neue Aspekte des Stücks in den Vordergrund. Und sorgen bei aller Komik für eine schmerzhafte aktuelle Brisanz. Regisseur Ralf Ebeling hat eine zeitgenössische und temporeiche wie tragikomische Umsetzung geschaffen, bei der einem das Lachen aber oftmals im Halse stecken bleibt. 

Spielszene aus "Der zerbrochne Krug"

© Volker Beushausen

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