Gewalt gegen Frauen im öffentlichen Raum

Gewalt gegen Frauen findet nicht nur im privaten Umfeld statt. Auch im öffentlichen Raum – auf Straßen, Plätzen, in Parks, im ÖPNV oder in digitalen Öffentlichkeiten – erleben viele Frauen Grenzverletzungen, Belästigungen und Übergriffe. Diese Formen der Gewalt sind häufig alltäglich, werden jedoch oft verharmlost oder nicht ernst genommen. Sie haben aber reale Auswirkungen auf das Sicherheitsgefühl, auf Bewegungsfreiheit und gesellschaftliche Teilhabe.

Nachfolgend finden Sie einen Überblick über verschiedene Formen von Gewalt im öffentlichen Raum sowie Hinweise, was Betroffene und Zeug:innen tun können.

Formen von Gewalt im öffentlichen Raum

Catcalling und verbale Belästigung

Unerwünschte Kommentare über Aussehen oder Kleidung, sexualisierte Bemerkungen, Anpöbeln oder Hinterherrufen. Diese scheinbar „kleinen“ Grenzverletzungen erzeugen bei Betroffenen häufig Angst oder Verunsicherung – vor allem, wenn sie wiederholt auftreten oder in Situationen stattfinden, in denen man allein ist.

Unerlaubtes Filmen und Fotografieren

Das Filmen oder Fotografieren ohne Zustimmung, insbesondere intime Bereiche, ist ein massiver Eingriff in die Privatsphäre. Dazu zählen auch sogenannte „Upskirting“-Aufnahmen oder das Verbreiten solcher Bilder über soziale Medien.

Sexuelle Belästigung

Ungewollte körperliche Annäherungen, Berührungen, Bedrängung oder das Zeigen sexualisierter Gesten. Viele Frauen erleben solche Situationen in öffentlichen Verkehrsmitteln, auf Veranstaltungen oder in Menschenmengen.

Stalking und Verfolgung

Wiederholtes Verfolgen, Auflauern oder Beobachten im öffentlichen Raum kann verängstigend und bedrohlich sein. Stalking ist eine ernstzunehmende Form psychischer Gewalt.

Digitale Gewalt im öffentlichen Raum

Hasskommentare, sexualisierte Nachrichten, unerwünschte Kontaktaufnahmen über Social Media oder Messenger-Dienste sind Formen von Gewalt, die in digitalen Öffentlichkeiten stattfinden – aber reale Folgen für Betroffene haben. 

Was Betroffene tun können

Grenzen klar setzen

Wenn Sie sich sicher fühlen: Benennen Sie die Grenzverletzung deutlich („Lassen Sie das“, „Hören Sie auf“). Wichtig ist, dass Sie sich nicht selbst gefährden.

Sich aus der Situation entfernen

Sicherheit geht immer vor. Wenn möglich, wechseln Sie die Straßenseite, steigen Sie an einer belebten Station aus oder suchen Sie Schutz in einem Geschäft.

Unterstützung holen

Sprechen Sie andere Menschen direkt an – etwa mit der Bitte: „Können Sie kurz bei mir bleiben? Ich werde gerade belästigt.“
Viele Menschen helfen gern, brauchen aber einen konkreten Hinweis.

Vorfälle dokumentieren

Notieren Sie Datum, Uhrzeit, Ort und möglichst eine Beschreibung der Person. Das kann später hilfreich sein, besonders bei Stalking oder wiederkehrenden Belästigungen.

Anzeige erstatten

Viele der genannten Gewaltformen sind strafbar. Die Polizei kann beraten, welche Schritte möglich sind.

Was Zeug:innen tun können

Hinschauen statt wegsehen

Ein kurzer Blickkontakt oder ein freundlich-komplizierter Satz wie „Alles okay bei Ihnen?“ kann Betroffenen ein Gefühl von Unterstützung geben.

Situation unterbrechen

Unterbrechungsstrategien wie Nachfragen nach dem Weg, lautes Ansprechen („Was machen Sie da?“) oder das gezielte Dazwischengehen können deeskalierend wirken.

Hilfe holen

In öffentlichen Verkehrsmitteln das Fahrpersonal informieren, in Läden das Personal ansprechen oder die Polizei rufen – je nach Situation.

Solidarisch bleiben

Auch nach der Situation kann es hilfreich sein, Betroffene zu begleiten oder sie bei weiteren Schritten zu unterstützen.

Zwei Hände halten ein Smartphone
© Jess Yuwono - unsplash.com

Digitale Gewalt

Beleidigungen, Drohungen oder das ungefragte Veröffentlichen persönlicher Inhalte: Digitale Gewalt ist real und kann Menschen tief verletzen.

Zwei Frauen in einer Beratungssituation auf dem Sofa
© Karolina Grabowska

Schutzeinrichtungen und Beratungsangebote in Hamm

In Hamm gibt es ein breites Angebot an Beratungsstellen, an die sich Betroffene und Angehörige wenden können. Die Beratungen sind kostenfrei, anonym und mehrsprachig.