Lebendige Ahseaue

Strukturvielfalt schafft neue Lebensräume in der Ahseaue im Stadtteil Hamm-Braam-Ostwennemar

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Ahse größtenteils stark verändert. Durch zahlreiche naturferne Ausbaumaßnahmen am Fluss kam es zu einer unnatürlichen Absenkung des Wasserspiegels und damit zu einer Austrocknung der Aue. Kleingewässer und Mulden im Gelände, in denen sich früher das Regenwasser sammelte, wurden verfüllt, so dass eine ebene Fläche entstand. Zusätzlich wurden die Flächen mit Hilfe von Entwässerungsgräben trocken gelegt. Aufgrund dieser Trockenlegung der Aue wurden die umgebenen sehr fruchtbaren Lößböden der Ahseaue größtenteils ackerbaulich genutzt. Dies hatte aber auch zur Folge, dass das Ökosystem in der Aue massiv gestört wurde. Viele wertvolle Lebensräume und damit auch die typischen Tier- und Pflanzenarten sind fast vollends verschwunden.

In der Ahseaue im Bereich Niegeskamp im Stadtteil Braam-Ostwennemar wurden daher im Frühjahr 2014 wieder viele auentypische Lebensräume geschaffen. Hier wurden zwei langgezogene Gewässer, die der Gestalt eines natürlichen, zum Teil verlandeten Altarmes entsprechen, sowie zwei kleinere Tümpel neu angelegt.

Dabei wurde der bereits bestehende Schilfwinkelgraben, auf etwa 220 Meter Länge aufgeweitet, so dass das Wasser länger in der Aue verweilt. Das auf diese Weise entstandene Gewässer wurde relativ flach angelegt. Hier soll sich ein Röhricht mit dichten Beständen von Rohrkolben und Schilfrohr sowie Pfeilkraut und Froschlöffel entwickeln. Im Sommer können diese Bereiche auch zeitweise trocken fallen. Hier können zwar keine Fische leben, aber viele Tiere, wie z.B. Libellen und Amphibien legen ihre Eier in diesen Gewässer ab. Ohne den Fressfeind Fisch können sich ihre Larven ungestört entwickeln.

Ein weiteres Gewässer wurde etwas kleiner, dafür aber tiefer angelegt. Dieses führt dauerhaft Wasser und dient somit auch Fischen als Brutplatz und Kinderstube. Vor allem für stark gefährdete Arten, wie die Quappe sind diese Lebensräume besonders wertvoll. Sie wandern während eines Hochwassers im Winter aus den Flüssen hierher, um ihre Eier abzulegen. Ihre Larven können sich in diesem ruhigen und nahrungsreichen aber räuberarmen Gewässer optimal entwickeln. Sobald die Jungfische groß genug sind, werden sie mit dem Hochwasser in den Fluss wandern und wie ihre Eltern jedes Jahr zum Laichen in die kleinen Gewässer in der Aue zurückkehren.  

Durch die Anlage von zwei weiteren kleinen Tümpeln sind im Niegeskamp zusätzliche Rückzugsgewässer für Fische und sonstige wassergebundene Tierarten entstanden. Hier können sie gelegentliche Trockenphasen in den Sommermonaten besser überdauern. Gleichzeitig verbessern die Stillgewässer auch die Laichmöglichkeiten für Amphibien, Fische und Wasserinsekten.

Die angrenzenden Auenbereiche, die bislang ackerbaulich genutzt wurden, wurden vielgestaltig und auengerecht entwickelt. Hier ist vor allem extensiv, d.h. naturschonend bewirtschaftetes Grünland entstanden. Zudem wurden Bereiche geschaffen, in denen sich ebenfalls Röhrichte ausbilden können.

Insgesamt wurde in diesem Abschnitt der Flussaue ein vielfältiges Lebensraummosaik für zahlreiche besonders geschützte Tier- und Pflanzenarten geschaffen. Es ist abzusehen, dass sich die Maßnahmen weit über den eigentlichen Umbauabschnitt positiv auf die Artenvielfalt der Ahseaue auswirken werden.

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