Etwas ist faul im Staate Dänemark: Kronprinz Hamlet musste kurzfristig an den elterlichen Hof zurückkehren, weil sein Vater ganz plötzlich verstorben ist. Als wäre das allein nicht schon schlimm genug, heiratet seine Mutter gleich wieder – und der Auserwählte ist kein Geringerer als sein Onkel Claudius! Um das Maß gebührend voll zu machen, begegnet Hamlet dann noch dem Geist seines Vaters, der ihm eröffnet, dass er mitnichten an einem Schlangenbiss gestorben ist, wie allgemein angenommen wird, sondern von seinem Bruder vergiftet wurde. Hamlet soll ihn rächen, aber wie? Gefangen in gesellschaftlichen Konventionen und alten Konflikten, gebunden durch seine Liebe zu Ophelia, der Tochter des königlichen Ratgebers Polonius, sucht er verzweifelt nach dem richtigen Weg. Soll man wirklich Gleiches mit Gleichem vergelten? Oder ist die bessere Option, einfach allem zu entfliehen? Dem eigenen Leben ein Ende setzen? Sein oder Nichtsein… die Tragödie nimmt ihren Lauf.
Bröckelnde politische Strukturen, ungewisse gesellschaftliche Verhältnisse und keine Visionen für eine bessere Zukunft: Derzeit haben viele das Gefühl, dass „etwas faul im Staate“ ist. Und damit ist Shakespeares Tragödie mehr als vierhundert Jahre nach ihrem Entstehen aktueller denn je.
Die Opernwerkstatt am Rhein kombiniert die klassischen Texte mit aktueller Rockmusik, die sich perfekt in die Handlung einfügt und mitunter sogar eine zweite Deutungsebene eröffnet. Virtuos intoniert von einer sechsköpfigen Liveband, die auch immer wieder in einzelne Szenen miteinbezogen wird. Hinzu kommen ein klares, modernes Bühnenbild und aufwendige, historisch anmutende Steampunk-Kostüme. Auch die ausgefeilte, opulente Choreographie verbindet Altes mit Neuem: Elemente des höfischen Tantes mit denen von Hip-Hop, Disko, Rap und Rock 'n‘ Roll. Das enorm spielfreudige Ensemble überzeugt schauspielerisch wie gesanglich, begeistert mit Akrobatikeinlagen und gekonnten Fechtszenen. Kurzum, ein mitreißendes Bühnenspektakel – und der Rest ist Schweigen.