Toul/Frankreich

"Es lebe Frankreich, es lebe Deutschland, es lebe die Partnerschaft zwischen Toul und Hamm. Mit einem Überschwang an Herzlichkeit und Gastfreundschaft empfing die Stadt Toul am Wochenende eine Delegation aus Hamm zur deutschen Woche," berichtete die Heimatzeitung im April 1973 von einer Begegnung, bei der Oberbürgermeister Dr. Günter Rinsche und Oberstadtdirektor Dr. Hans Tigges in die Weinbruderschaft "Com-pagnons de la Capucine" aufgenommen wurden. Diese Inthronisation galt als eine der höchsten Ehren, die die traditionsreiche Lothringische Stadt zu vergeben hat.
Bei dem Empfang, den Bürgermeister Jacques Gossot anschließend im Rathaus gab, war von einer Städtepartnerschaft noch keine Rede.

Zustande gekommen war der Kontakt zwischen Toul und Hamm durch Auszubildende der Stadtverwaltung, die seit 1967 Kriegsgräber in Andilly in der Nähe von Toul pflegten. Im Gegenzug nahmen Gäste aus Frankreich an den Festen des Schützenvereins Westenfeldmark teil. Der Kriegsgräbereinsatz ist inzwischen beendet, die Freundschaft zwischen den Städten aber vertieft worden. Sie wurde am 13. September 1987 als Partnerschaft beurkundet. In dem Dokument ist von der "lebendigen Flamme der Freundschaft" die Rede, die ,,zum Glanz unserer beiden Städte beitragen wird".
Gepflegt werden die Kontakte mit Toul vom Hammer Stadtbezirk Hamm-Mitte, dessen damaliger Bezirksvorsteher Udo Breitkreutz 1988 wie sein Nachfolger Wolf Köhler 1998 ebenfalls in die Weinbruderschaft aufgenommen wurden. Dokumentiert wird die Verbindung in Hamm nicht nur auf den Partnerschaftsschildern an den Ortseingängen, sondern auch durch die Touler Straße im Hammer Westen.

Für einen spektakulären Auftritt sorgte 1988 die Gruppe von 40 "Petits Chanteurs" aus Toul, die aus Anlass des Stadtbezirksfestes nach Hamm gekommen war und ein mit großem Beifall aufgenommenes Konzert in den Zentralhallen gab. Gegenseitige Besuche von Musikgruppen, Vereinen, Sportlern und Senioren gehören seitdem zum Jahresprogramm. Radsport, Judo, Leichtathletik und Kanusport sind die aktivsten Sparten. Auch die Zirkusschulen der beiden Städte pflegen Kontakt miteinander.
Der Förderung der jeweils anderen Sprache kommen Austauschprogramme zugute, die von den Hammer Gymnasien Beisenkamp und Hammonense mit Schulen in Toul organisiert werden.

In der französischen Partnerstadt sind bereits die Grundschulen mit Computern ausgestattet und mit dem Internet verbunden. Für Deutsch als Fremdsprache interessieren sich in den weiterführenden Schulen viele Schüler/innen. In der Beliebtheitsskala steht Deutsch hinter Englisch an zweiter Stelle.

Toul liegt im Département Meurthe-et-Moselle an der Mosel und am Rhein-Marne-Kanal und hatte 1999 exakt 16 945 Einwohner, wobei interessanterweise der Anteil an Männern (8 473) und Frauen (8 472) gleich hoch war. Wein- und Obstanbau bestimmen die Landschaft und sind neben dem Tourismus Haupteinnahmequelle der Touler.
Der Verwaltung steht ein hauptamtlicher Bürgermeister vor. In dieses Amt wurde bei den Wahlen im Jahr 2001 mit Nicole Faidt erstmals eine Frau berufen, die den seit 30 Jahren amtierenden Jacques Gossot ablöste. Dem Rat gehören 18 Mitglieder an.

Das Département Meurthe-et-Moselle ist einer von vier Verwaltungsbezirken der Region Lothringen. Toul hieß in der Antike "Tullum", wurde im 4. Jahrhundert Bischofssitz, im 13. Jahrhundert Reichsstadt und gehört seit 1648 zu Frankreich. Dem Andenken der im benachbarten Domremy geborenen Jungfrau von Orleans ist heute noch eine Straße gewidmet. Die alte Festungsstadt wird von einer Ringmauer mit vier Stadttoren aus dem 17. Jahrhundert umgeben. Wahrzeichen der Stadt ist die Doppelturmfassade der Kathedrale St. Etienne aus dem 13./14. Jahrhundert. Das ehemalige Bischofspalais ist das Rathaus der Stadt. Sehenswert sind auch die Kirche St. Gengoult und das Ensemble von mittelalterlichen Feudal- und Bürgerhäusern.