In welchen Schritten wird eine kommunale Wärmeplanung in Hamm erarbeitet?
Die Stadt Hamm hat Anfang 2023 ein grundlegendes, gutachterlich zu erstellendes „Fokuskonzept Wärme“ frühzeitig beauftragt, das u. a. eine umfassende Bestandserhebung mit anschließender Potenzialermittlung zum Gegenstand hatte und inzwischen vorliegt. Mit den fachlichen Erkenntnissen und Ergebnissen konnten erste Szenarien zur zukünftigen Energieversorgung mit dem Ziel der treibhausgasneutralen Wärmeversorgung bis zum Jahr 2035 aufgezeigt.
In einem zweiten Schritt sollen die Vorarbeiten nun in einen konkreten Wärmeplan münden. Es wurde im Frühjahr 2025 dementsprechend ein Unternehmen beauftragt, das die Vorarbeiten in einen konkreten Wärmeplan umsetzt. Dabei ist der aktuelle Leitfaden Wärmeplanung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) als Richtschnur zu verwenden. Gemäß der gesetzlichen Frist wird die kommunale Wärmeplanung für Hamm bis zum 30.06.2026 vorliegen.
Die Schritte der kommunalen Wärmeplanung

Eine umfassende Analyse erfasste die Gebäudetypologie, Energieinfrastruktur, den aktuellen Wärmeverbrauch und -bedarf sowie die Treibhausgasbilanz der Stadt Hamm. Mit 62 % entfällt der größte Wärmeanteil auf Raumwärme für Wohngebäude, gefolgt von Prozesswärme (25 %) und Raumwärme für Nicht-Wohngebäude (13 %). Ambitionierte Energieeinsparmaßnahmen könnten den Raumwärmebedarf bis 2045 um schätzungsweise 37 % reduzieren, bei einer Vollsanierung aller Gebäude und Einsatz effizientester Technik könnte der Wärmebedarf noch weiter gesenkt werden.
Für die Potenzialanalyse wurden mögliche Energieeinsparungen und der Einsatz erneuerbarer Energien in Hamm untersucht. Dabei wurden Geothermie, Biomasse, Solar- und Windenergie sowie Abwärme aus industriellen Prozessen berücksichtigt. Wärme aus erneuerbarer Energie (Biomasse, Solarthermie und Umweltwärme) hat noch einen sehr geringen Anteil, während Wärmeenergie aus der unvermeidbaren Abwärme der Müllverbrennungsanlage (MVA) zur Versorgung des Wärmenetzes eingesetzt wird. Der Anteil von Strom für Wärmeanwendungen ist noch sehr gering, bietet allerdings hohes Potenzial. Besonders vielversprechend ist die Kombination von Photovoltaik- und Windkraftanlagen mit Wärmepumpen. Zudem bietet der Ausbau des Wärmenetzes ein großes Potenzial. Auch die Nutzung kommunaler Biomasse (Grünabfall, Altholz) und Biomethan aus Vergärungsprozessen (z. B. Gülle, Klärschlamm) könnten Wärmeenergie liefern. Wasserstoff bleibt vorerst unberücksichtigt, da das bestehende Gasnetz keine Nutzung ermöglicht und der geplante Elektrolyseur in Uentrop für Mobilitätsanwendungen vorgesehen ist.
Manche Potenziale, wie Abwärme aus Abwasser und Gruben oder Umweltwärme aus Flüssen, sind derzeit noch nicht quantifizierbar und erfordern weitere Untersuchungen. Obwohl ambitionierte Einsparungen und lokale Erzeugungspotenziale den Wärmebedarf nicht vollständig decken können, fällt der Importbedarf in Hamm vergleichsweise gering aus. Eine Kooperation mit Nachbarkommunen gemäß § 21 des Wärmeplanungsgesetzes soll Synergien fördern und Investitionen vorantreiben.
Aufbauend auf der Bestands- und Potenzialanalyse wird ein Entwicklungspfad zur treibhausgasneutralen Wärmeversorgung der Stadt Hamm beschrieben. In der folgenden Abbildung werden die zukünftigen Energieträger dargestellt, mit denen das Ziel zu erreichen ist.
Ambitionierte Ziele sehen mindestens eine Teilsanierung im Großteil des Gebäudebestands vor. Fossile Energieträger wie Heizöl und Erdgas sollen weitgehend durch erneuerbare Energien, insbesondere So-larthermie und Umweltwärme (über Wärmepumpen), ersetzt werden. Ein geringer Restbedarf an Gas bleibt 2045 für die Prozesswärme erhalten.
Die Annahmen sollten mit den Fortschreibungen der kommunalen Wärmeplanung überprüft und bei Bedarf angepasst werden.
Auf der Basis der Analyse werden nach der Auftragsvergabe an das Hamburg Institut im Frühjahr 2025 nun Maßnahmen und eine passende Umsetzungs- und Kommunikationsstrategie erarbeitet.
Ein detaillierter Maßnahmenkatalog mit Leitprojekten wurde entwickelt, mit dem Fokus auf Maßnahmen, die in den nächsten fünf Jahren umgesetzt werden können.
Leitprojekt „Strategische und politische Maßnahmen“
Offene Kommunikation soll das Bewusstsein für die Wärmewende stärken und die Zusammenarbeit lokaler Akteure fördern. Dadurch sollen Ziele wie die Harmonisierung von Interessen, höhere Planungssicherheit und eine gesteigerte regionale Wertschöpfung erreicht werden. Mögliche Ergebnisse sind Wärmewendevereinbarungen, Netzentwicklungsplanung sowie Bürgerenergiegemeinschaften.
Leitprojekt „Konzepte für Fokusgebiete“
In dieser Maßnahmenkategorie werden Quartiere für Quartierskonzepte und den geplanten Fernwärmeausbau ausgewählt, um die Energieversorgung systematisch zu optimieren. Ziel ist der schrittweise Umstieg von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien, um Emissionen im Wärmesektor zu senken.
Leitprojekt „KWP 3: Potenziale analysieren und nutzen“
Um die Datenqualität zu verbessern, werden Umsetzungsstudien und Technologieanalysen im Stadtgebiet durchgeführt. Dies ermöglicht den Aufbau einer umfassenden Datenbank lokaler Potenziale, deren Nutzung sowie fundierte Empfehlungen für die Weiterentwicklung der Wärmeplanung und sorgt für mehr Planungssicherheit.
Leitprojekt „KWP 4: Vorbild- und Unterstützungsfunktion“
Die Kommune soll Vorbild sein und die Wirtschaftlichkeit des Fernwärmenetzes durch eine hohe Anschlussdichte sichern. Der Anschluss kommunaler Gebäude und dichter Immobilienbestände spielt dabei eine Schlüsselrolle, da diese „Anker“ einen stabilen Wärmebedarf gewährleisten und den Netzausbau wirtschaftlich machen. Ergänzend können in kommunalen Liegenschaften oder Immobilienbeständen Wärmeerzeugungsanlagen wie Großwärmepumpen oder Inselwärmenetze entstehen. Entscheidend ist die frühzeitige Sicherung geeigneter Flächen für die Anlagentechnik. Übergangslösungen sind notwendig, wenn Bürger Fernwärme nutzen möchten, das Netz aber noch nicht verfügbar ist.
Die erforderlichen internen und externen Organisationsstrukturen zur Steuerung und Umsetzung des Fokuskonzepts wurden im Rahmen einer Umsetzungsstrategie festgelegt. Für den Erfolg der langfristigen Wärmewende in Hamm ist eine strukturierte und institutionalisierte Zusammenarbeit aller relevanten Akteure entscheidend.
Abschließend wurden Empfehlungen für eine effektive Kommunikationsstrategie entwickelt. Kommunikationsempfehlungen für lokale Zielgruppen sollen dazu beitragen, Kernbotschaften, Fortschritte so-wie die Chancen und Grenzen der Wärmeplanung transparent zu vermitteln, um Vertrauen und Akzeptanz für die Maßnahmen zu stärken.
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