Architektur

Die gesamte Konstruktion des Glaselefanten übernimmt die geometrische Ordnung des alten Gebäudeteils; das Rastermaß des Tragwerks beträgt 6 Meter wie im Unterbau, weil es selbstverständlich sein sollte, dass die Verfremdung eine Lösung mit dem Gebäude und nicht gegen seine eigene Ordnung darzustellen hat. Künstlerische Verfremdung heißt auch mehr als bloße Applikation, die ja meistens nur einen Missstand kaschiert, aber nicht behebt. Trotzdem bedeutet diese radikale Veränderung keinen Bruch mit der historischen Wirklichkeit der ehemaligen Kohlenwäsche, weil diese Anlage tatsächlich kaum in der einstmals beabsichtigten Weise genutzt wurde. Unter der Leitlinie "Revitalisierung einer Industriebrache" fügt sich der Glaselefant in das Arrangement der sanierten und neuen Bestimmungen zugeführten Zechengebäude ein.

Nach Aussage des Architekten Horst Rellecke war die Idee, einen Elefanten aus dem Gebäude zu machen, nicht nur ein Gedankenblitz. Dahinter verbarg sich jahrelange Auseinandersetzung mit dem Thema Pop-Architektur:
"Der Glaselefant ist nach postmoderner Manier doppelkodiert: er wirkt einerseits durch formale Abstraktion und durch seine technische und materiale Konstruktionsweise modern, andererseits steht er, wie die Elefantengenealogie beweist, in einer Tradition.
Baukunst entsteht als Resultat eines äußerst komplexen Gestaltungsprozesses, die über den praktischen Nutzen hinaus unsere kulturelle Identität prägt. Deshalb sollten sich Bildende Kunst und Architektur ergänzen. Sicher lässt sich diese These schwerlich auf alle Bereiche des Bauens übertragen. Es handelt sich bei dem Glaselefanten ja auch nach meinem Verständnis eher um ein Kunstobjekt, eine begehbare Plastik, die wegen ihrer Größe nur mit bautechnischen Maßnahmen zu realisieren ist. Dennoch lege ich die Hoffnung mit in meine Arbeit, dass damit auch Anregungen für die Gebrauchsarchitektur der Zukunft gegeben sind.
Insofern ist der Glaselefant auch ein Antimonument im Sinne von Claes Oldenburg, weil er in provokativer Absicht gegen die Uniformität der gängigen Architektur verstößt."

Horst Rellecke weiter:
"Nun - wir befinden uns im Herzen Europas, dem Zeitalter der Microchips und der Laserstrahlen. Was veranlasst da einen Mitteleuropäer, einen riesigen gläsernen Elefanten zu entwerfen? Neben den vielen Gesichtspunkten, die bisher dargelegt wurden, gibt es noch einen persönlichen Aspekt, den man mit der alten Mythologie in Beziehung setzen kann. Auch dieser Elefant aus Glas und Stahl soll ein Symbol sein für etwas, das uns kostbar sein sollte - die Natur. So ist die Spezies Elefant, die heute selbst in ihrer Existenz bedroht ist, hier zu einem Symbol für die bedrohte Natur schlechthin geworden. Die Natur wird wohl groß und gewaltig bleiben, ist aber auch an vielen Stellen dünnwandig und zerbrechlich geworden."