Viktoriaplatz

Die Industrieansiedlung in der Westenfeldmark im 19. Jahrhundert, vor allem mit den Drahtwerken Westfälische Union und Westfälische Drahtindustrie, zog viele Arbeiter und deren Familien an. Infolge der regen Bautätigkeit lebten um 1890 ca. 7.000 Einwohner im Westen. Es entstand der Wunsch nach einem eigenen Wochenmarkt. Die Stadtverordneten-Versammlung entschied sich zum Kauf der „Pröpstingschen Weide“ zwischen Viktoriastraße und Josefstraße. Die 1.519 Quadratruten große Fläche wurde parzelliert in einen Markplatz, eine Erweiterungsfläche für den Schulhof der katholischen Schulgemeinde und in 28 Bauplätze.

Der entstehende Viktoriaplatz erhielt eine geschlossene, einheitliche Randbebauung und der Marktbetrieb begann im Frühjahr 1894.

Der Viktoriaplatz um 1910
Quelle: Stadtarchiv Hamm
Der Viktoriaplatz um 1937
Quelle: Stadtarchiv Hamm
Luftaufnahme Viktoriaplatz und Westfälische Union im Jahre 1956
Quelle: Stadt Hamm, Vermessungs- und Katasteramt Luftaufnahme
Luftaufnahme Viktoriaplatz und Spielplatz vor der St. Josefs-Kirche nach dem Umbau im August 2021
© Hans Blossey

Gut zu wissen

Denkmal auf dem Viktoriaplatz

Anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Viktoriapaltzes stiftete der Turnverein „Germania 1877“ ein Denkmal zur Erinnerung an Friedrich Ludwig Jahn. Mit Unterstützung des „Verschönerungs-Vereins Hamm-Westen“ wurde das Denkmal im August 1902 auf der Südseite des Platzes aufgestellt und der Platz um das Denkmal gärtnerisch gestaltet. Wegen der Errichtung eines viergeschossigen Hochbunkers an der Stirnseite des Platzes musste das Denkmal später weichen.

Foto: Viktoriaplatz mit Denkmal des "Turnvater Jahn", errichtet 1902. Postkarte, undatiert, um 1910, Quelle: Stadtarchiv Hamm

NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg

Als einziger Platz im Hammer Westen wurde er von Vereinen für Aufmärsche genutzt. Im Rahmen eines bis zum 31. März 1941 ausgelegten LS-Führerprogramms für den Bunkerbau wurde an der Stirnseite ein viergeschossiger Hochbunker errichtet. Viele Todesopfer forderte ein Bombenvolltreffer auf einen Erdbunker an der Nordseite des Platzes beim Luftangriff am 22. April 1944. Der Bunker selbst wurde im Herbst 1944 von zwei Sprengbomben getroffen.

Pläne zur Neugestaltung

Die Neugestaltung des Viktoriaplatzes ist ein elementarer Bestandteil der Stadtentwicklung im Hammer Westen. Den Planungen zum Umbau ging ein umfassender Beteiligungsprozess der Bürgerinnen und Bürger voraus, beginnend mit einem „Planungslabor“ vor Ort im Juni 2015.

Erste Entwürfe zur Platzgestaltung präsentierten die Stadt und der beauftragte Landschaftsarchitekt Sebastian Riesop aus Düsseldorf im April 2017 in einem zweiten Workshop. Mit Verkehrsleithütchen und Flatterband wurden Grünflächen und neu anzulegende Wege markiert. So konnten sich die Anwesenden direkt vor Ort ein Bild machen, wie der Platz zukünftig aussehen wird.

Die Umbaumaßnahmen

Die Bauarbeiten wurden in der zweiten Jahreshälfte 2019 durchgeführt. Der ortsbildprägende Platanenbestand blieb größtenteils erhalten, zusätzlich erhielt der Viktoriaplatz eine neue Einfassung mit drei geschwungenen Pflanzinseln. Die im nördlichen Bereich des Platzes angelegte Pergola greift diese Formensprache auf und bildet als Platzbegrenzung das Pendant zum Hochbunker auf der südlichen Platzseite. Die umgebaute Brunnenanlage erhält die Walzenelemente als Bezug zur historischen Entwicklung der Drahtindustrie im Hammer Westen und integriert sie in eine moderne Gestaltung.
Im Zuge der Umbaumaßnahmen wurde neben dem Viktoriaplatz auch der Spielplatz vor der St. Josefs-Kirche neu gestaltet. Auch hier blieb der Baumbestand weitgehend erhalten. In seinen Grundformen und in verschiedenen Ausstattungselementen folgt der Spielplatz der Formensprache des Viktoriaplatzes.

Standort