Vom Übernachtungsgebäude zur Kulturwerkstatt

Im Rahmen des weitläufigen Umbaus der Hammer Bahnanlagen ab 1911 war auch ein neues Übernachtungsgebäude für auswärtige Zug- und Lokomotivpersonale vorgesehen. Der vom Königlichen Baurat Karl Hüter (1867–1920) im Jahre 1914 entworfene und 1917 fertig gestellte dreigeschossige Bau sollte nach Bedarf in mehreren Abschnitten erweitert werden. In den Folgejahren wurde aber nur ein Anbau mit einer Wärterwohnung ergänzt. Neben 50 Schlafräumen mit jeweils zwei Betten verfügte jede Etage über einen Wasch- und Aufenthaltsraum. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude stark beschädigt und bis 1951 wiederaufgebaut. In den 1980er-Jahren endete die Nutzung für Übernachtungen.

Bauzeichnung des Übernachtungsgebäude Hamm
Quelle: Vermessungs- und Katasteramt Hamm
Das kriegsbeschädigte Übernachtungsgebäude im Jahre 1948
Quelle: RBD Essen
Die Kulturwerkstatt im Jahre 1998
Quelle: Kulturwerkstatt
Ansicht der Kulturwerkstatt 2001
© Markus Meinold
Blick in den Friedrich-Ebert-Park um 1930
Quelle: Stadtarchiv Hamm

Gut zu wissen

Friedrich-Ebert-Park

An die Rückseite des Übernachtungsgebäudes schließt sich der Friedrich-Ebert-Park und das Germaniabad an. Das Bad wurde 1921 vom Turnverein Germania erbaut. Der Park entstand 1929 im Rahmen von Notstandsarbeiten auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei Köchling für 182.000 Reichsmark und erhielt nach seiner Fertigstellung 1930 den Namen des ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik. 1933 tauften die Nationalsozialisten den Park in „Horst-Wessel-Park“ um. 1944 befand sich hier kurzzeitig ein Barackenlager der Deutschen Reichsbahn für russische Zwangsarbeiter.

Foto: Blick in den Friedrich-Ebert-Park um 1930, Quelle: Stadtarchiv Hamm

Kultur statt Betten für Eisenbahner

Ab 1987 begann mit Mitteln des Landes NRW und der Stadt Hamm der Umbau in ein soziokulturelles Zentrum. Das selbstverwaltete und selbstorganisierte Kulturzentrum wurde eine offene Begegnungsstätte für Menschen aller Berufs- und Altersgruppen, unabhängig von ihrer Nationalität und sozialen Stellung.

Das seit Jahren leerstehende, frühere Übernachtungsheim der Bundesbahn mit seinen 3000 qm Fläche, vielen Räumen in den unterschiedlichsten Größen wurde als ein idealer Standort für dieses Vorhaben. Die untere Etage war wie geschaffen für eine Teestube, Café oder Kommunikationsraum, und das Außengelände bot eine Fläche für einen großen Biergarten.

1988 beschloss der Rat der Stadt Hamm, das Projekt „Kulturwerkstatt“ mitzutragen. Die Stadt wurde Eigentümer, der Verein "Kulturwerkstatt" Träger und Betrieber.

Im Oktober 1991 wurde die Gastronomie, der "HoppeGarden", eröffnet, ein Jahr später der große Biergarten.