„Bauhaus in Hamm“ - Wohnhaus Oldemeier

Fernab des 1919 in Weimar gegründeten und 1925 in Dessau weitergeführten staatlichen Bauhauses fand der Einfluss der legendären Hochschule für Gestaltung späte Einkehr in Hamm. Seit Ende der „Goldenen Zwanziger“ erzielen östlich von Bad Hamm in der Landhausvorstadt noch heute zwei Häuser besondere Aufmerksamkeit. Hell verputzt und flach gedeckt, heben sich die aus unterschiedlich dimensionierten Kuben zusammengefügten Gebäude radikal von der gewohnten Ästhetik der sie umgebenden klassischen Villen mit ziegelgedeckten Dächern und historisierenden Fassaden ab. 1929/30 wurde die ehemalige Jugendstilvilla an der Ostenallee 137 im Stil der „Neuen Sachlichkeit“ überformt.

Das einzig überlieferte Wohnhaus in Hamm, das vor dem Zweiten Weltkrieg im „Bauhausstil“ neu errichtet wurde, steht seit 2011 unter Denkmalschutz
Quelle: Stadt Hamm, Untere Denkmalbehörde
Das 1931 vom Hammer Büro Oldemeier & Mattern entworfene und 1932 für das Ehepaar Oldemeier errichtete Wohnhaus Elchstraße 2, 1990
Quelle: Stadt Hamm, Untere Denkmalbehörde
Erdgeschoss-Grundriss des Wohnhauses Oldemeier, Elchstraße 2
Quelle: Stadt Hamm, Vermessungs- und Kataeramt
Das 1903 als Jugendstilvilla errichtete und 1929  im „Bauhausstil“ umgestaltete Wohnhaus Ostenallee 137
Quelle: Stadt Hamm, Untere Denkmalbehörde
Erdgeschoss-Grundriss des Wohnhauses Oldemeier, Elchstraße 4
Quelle: Stadt Hamm, Vermessungs- und Katasteramt
Bauherr und Architekt Dr. Ing. August Oldemeier
© Sammlung Reinhard Oldemeier

Gut zu wissen

Staatliches Bauhaus

Das Staatliche Bauhaus, inzwischen meist nur Bauhaus genannt, war eine 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründete Kunstschule. Nach Art und Konzeption war es damals etwas völlig Neues, da das Bauhaus eine Zusammenführung von Kunst und Handwerk darstellte. Das historische Bauhaus stellt heute die einflussreichste Bildungsstätte im Bereich der Architektur, der Kunst und des Designs im 20. Jahrhundert dar. Das Bauhaus bestand zeitlich parallel mit und in der Weimarer Republik von 1919 bis 1933 und gilt heute weltweit als Heimstätte der Avantgarde der Klassischen Moderne auf allen Gebieten der freien und angewandten Kunst und Architektur. Die Resonanz des Bauhauses hält bis heute an und prägt wesentlich das Bild modernistischer Strömungen. (Quelle: Wikipedia)

Avantgardistisches Haus, gut-bürgerliche Einrichtung

Der in der Ostenallee 102 wohnende Architekt Dr. Ing. August Oldemeier baute für sich und seine Frau Hedwig 1932 ein avantgardistisch anmutendes Wohnhaus in der Elchstraße 2. Jedoch blieb die Innenarchitektur klassisch konventionell und die Einrichtung „gut bürgerlich“. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten musste das von ihnen diskreditierte Bauhaus noch 1933 seine im Vorjahr nach Berlin verlagerte Einrichtung schließen.

Erweiterung in Anlehung an das Original

Die von dem Hammer Architekturbüro Oldemeier in den Folgejahren entworfenen Nachbarhäuser scheinen sich vom Baustil seines Wohnhauses distanzieren zu wollen. Das Ehepaar Oldemeier wohnte bis 1939 in ihrem Haus Elchstraße 2. 2008 wurde nach Entwürfen des Hammer Büros Noweck + Pahmeyer das Wohnhaus in Anlehnung an den originären Baustil um ein Souterrain und eine Terrasse erweitert.