Kirche und Gemeinde St. Victor in Herringen

Zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert entstanden mit dem Ausbau des Herrschaftsbereichs  der Franken auch kirchliche Strukturen südlich der Lippe. Das Dorf Herringen wurde Hauptort einer kölnischen Stammpfarrei.  Die erste urkundliche Erwähnung der Herringer Kirche stammt aus dem Jahre 1032. Durch eine Schenkung ordnete Erzbischof Pilgrim von Köln die Kirche in „Heringhe“ dem Benediktinerkloster Deutz zu. Bis weit in das 16. Jahrhundert hinein behielt sich die Deutzer Abtei das Recht vor, den Herringer Pfarrer zu ernennen.

Das Einzugsgebiet der Pfarrei erstreckte sich von der Ahse im Nordosten südlich entlang der Lippe über Pelkum bis nach Heil. Auch die Einwohner aus dem nördlich der Lippe gelegenen Nienbrügge suchten die Herringer Kirche auf. Bis zur Zerstörung von Nienbrügge im Jahre 1225 und in der Gründungszeit der Stadt Hamm im Jahre 1226 befand sich dort kein eigenes Gotteshaus.

St. Victor-Kirche in Herringen, um 1938
Quelle: Stadtarchiv Hamm
Die St. Victor-Kirche in Herringen, 1926
Quelle: Stadtarchiv Hamm
Innenansicht der St. Victor-Kirche in Herringen, 1928
Quelle: Stadtarchiv Hamm
St. Victor-Kirche in Herringen, um 1938
Quelle: Stadtarchiv Hamm
Herringer Markt mit der St. Viktor Kirche im Zentrum, gesehen von Südwesten. Luftaufnahme aus den 1950er-Jahren
Quelle: Stadtarchiv Hamm

Gut zu wissen

Epithaphe

Im Kirchenraum verteilt werden etliche Epitaphe aufbewahrt. Von Bedeutung sind die Epitaphe für Anna von Hugenpoet (gest. 1604) aus der Werkstatt von Hans Lacke und für deren Tochter Clara Anna (gest. 1603) und die Tafel mit Wappen des Herzogs von Kleve aus der Zeit um 1600. Alle Arbeiten wurden aus Sandstein hergestellt und sind mit Rollwerkdekor versehen. Die weiteren Grabplatten vom 16. bis zum 18. Jahrhundert wurden 1985 restauriert. (Quelle: Wikipedia)

Foto: Epitaph für Anna von Hugenpoet (gest. 1604) aus der Werkstatt von Hans Lacke, Quelle: Untere Denkmalbehörde

Gotischer Hallenbau, romanischer Turm

1580/85 trat die Gemeinde zum lutherischen, im 17. Jahrhundert zum reformierten Bekenntnis über. Urkundliche Belege über den Bau der Kirche existieren nicht mehr, ihre Geschichte lässt allein anhand der Baustile erschließen. Der dreischiffige Hallenbau der heutigen St. Victor-Kirche wurde aus grünem Sandstein im Stile der Gotik offenbar in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts errichtet. Er entspricht einer seit dem 13, Jahrhundert in Westfalen häufiger anzutreffenden Bauart. Der romanische Turm auf der Westseite stammt aus der Mitte des 12. Jahrhunderts und ist ein Relikt des Vorgängerbaus. Die älteste Glocke im Turm stammt aus dem 13. Jahrhundert.

Der Brand von 1786

1786 wurde die Kirche bei einem Großbrand im Ortskern schwer beschädigt, das Dach brannte komplett ab, auch das Gewölbe und die Orgel waren stark in Mitleidenschaft gezogen. Durch Spenden, die teilweise aus Gemeinden aus Amsterdam nach Herringen flossen, konnte die Kirche schnell wiederaufgebaut werden, bereits 1787  feierte man wieder Gottesdienst in der eigenen Kirche.

Die Kirche steht – zusammen mit dem angrenzenden Wohnhaus und Garten des Schulzenhofes – unter Denkmalschutz. Durch Bergschäden bedingte Sicherungsarbeiten wurden ab 1984 durchgeführt.