Babytreff Rabatz

Hannes liegt bäuchlings auf einer farbenfrohen Krabbeldecke und schaut interessiert in die Runde: Lauter fröhliche Knirpse, die sichtlich Spaß haben, genauso wie er. Emmi angelt sich zielsicher eine bunte Rassel. Sie ist gerade ein Jahr alt geworden und damit der ‚Oldie‘ im Babytreff Rabatz. Mila und Juna strampeln mit ihren kurzen Beinchen munter in der Luft herum. Währenddessen gluckst Ella vergnügt vor sich hin. Thea hingegen hat ihre Hände als Spielzeug entdeckt: die lassen sich prima in den Mund stecken...

Es ist Montagmorgen, kurz nach zehn. Sechs Frauen sind mit ihren Babys zum wöchentlichen Babytreff Rabatz ins Gemeindezentrum Mark gekommen. Angelika Klause ist schon seit einer halben Stunde hier. Die Erzieherin und Mediatorin leitet die Gruppe. Den gemütlich eingerichteten Raum hat sie für die kleinen Besucherinnen und Besucher liebevoll vorbereitet. Der Boden ist mit blauen Gymnastikmatten ausgelegt. Weiche Decken sorgen für Wohlfühlatmosphäre. Bunte Bälle, niedliche Stofftiere, hölzerne Rasseln und anderes Babyspielzeug liegen in Griffweite. Schließlich können die Hauptpersonen beim Babytreff Rabatz alle noch nicht laufen: Die Gruppe richtet sich an Eltern mit Kindern bis zu einem Jahr.

Meistens kommen fünf bis acht Mütter mit ihren Babys. Willkommen sind auch Väter, Omas und Opas. Mit einem heiteren Lied wird jedes einzelne Kind namentlich begrüßt. Angelika Klause ist das wichtig: alle sollen sich gesehen und wertgeschätzt fühlen. Das kostenlose Angebot bietet den Eltern eine Möglichkeit, sich auszutauschen. „Wenn das erste Baby kommt, ändert sich alles“, weiß die Spielgruppenleiterin. „Gibt es im Bekannten- und Freundeskreis oder in der Verwandtschaft niemanden mit kleinen Kindern, fehlt manchmal ein geeigneter Ansprechpartner. Die Eltern im Babytreff haben alle ähnliche Themen.“

Die Mütter sitzen entspannt im Kreis auf dem Boden ganz nah bei ihren Babys. Ohne jede Scheu sprechen sie an, was ihnen gerade auf dem Herzen liegt oder unter den Nägeln brennt. Wo gibt es preiswerte Babykleidung? Welche Fortschritte haben die Kleinen in der zurückliegenden Woche gemacht? Wie feiert man den ersten Geburtstag des Kindes? Was tun, wenn das Baby krank ist? Wo gibt es einen Stoffwindelverleih? Ganz Alltägliches kommt zur Sprache und findet seinen Raum.

Angelika Klause hört aufmerksam zu. Zwischendurch gibt sie den einen oder anderen Tipp - ganz ohne erhobenen Zeigefinger. „Die Eltern machen vieles richtig“, betont sie. „Es ist mir wichtig, für alle Fragen offen zu sein. Ich gucke, welche Themen die Eltern haben und gehe gerne darauf ein.“ Sie berichtet auch von ihren eigenen Erfahrungen als Erzieherin, Mutter und Oma, erklärt Hintergründe kindlichen Verhaltens und gibt praxisorientierte Tipps für herausfordernde Erziehungssituationen. Auf einem Tisch liegen zusätzliche Infomaterialien aus.

Das freie Spiel und der Austausch stehen im Vordergrund. Angelika Klause behält die kleinen und großen Gäste einfühlsam im Blick. „Es ist schön zu beobachten, wie die Kinder sich entwickeln. Jede Woche sind sie einen Schritt weiter.“ Nach einer Weile stimmt die Spielgruppenleiterin ein bekanntes Fingerspiel an: „Zehn kleine Zappelmänner zappeln hin und her“, beginnt sie.„Zehn kleinen Zappelmännern fällt das gar nicht schwer“, sprechen die Mütter mit. Sie alle kennen den Text und die dazugehörigen Handbewegungen inzwischen aus dem Effeff.  Die Kleinen auf der Krabbeldecke verfolgen das Geschehen gebannt. Das Fingerspiel macht nicht nur Spaß, sondern festigt auch die Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Die Babys merken: hier geht es um mich – und profitieren so ganz spielerisch. „Die sprachliche und die soziale Entwicklung der Kinder wird  gefördert“, verdeutlicht Angelika Klause. Das ist genauso gewollt: Eltern und Kinder bekommen im Babytreff Rabatz vielfältige Anregungen für altersgerechte Spiele und geeignetes Spielzeug.

Die meisten Familien hat die Erzieherin bereits beim Willkommensbesuch kennengelernt. Alle Neugeborenen und zugezogene Familien mit Kindern bis zu sechs Jahren werden seit Mai 2008 in Hamm besonders willkommen geheißen. Etwa vier bis sechs Wochen nach der Geburt melden die städtischen Willkommensbesucherinnen sich schriftlich bei der Familie an und schlagen einen Termin vor. Wünschen die Eltern die Willkommensvisite, kommen sie zu Hause vorbei und überreichen das Begrüßungsgeschenk der Stadt Hamm, einen Willkommensbrief sowie einen Ordner mit vielen praktischen Tipps rund um die Erziehung und die kindliche Entwicklung von der Geburt bis zum 8. Lebensjahr. „Die meisten Familien besuche ich zwischen der 6. und 8. Lebenswoche ihres Babys“, berichtet Angelika Klause, die als Willkommensbesucherin für den Bezirk Uentrop zuständig ist. „Dabei weise ich auch auf den Babytreff Rabatz hin.“
Die Mütter schätzen den offenen Austausch unter Gleichgesinnten in der bunt gemischten Gruppe. „Die Kinder wollen beschäftigt werden“, sagt Emmis Mutter. „Sie können hier erste kleine Kontakte knüpfen und man kann sich austauschen.“ Auch Ellas Mutter freut sich jedes Mal auf den Babytreff Rabatz. „Man kommt mal raus und erfährt, dass man nicht alleine ist mit seinen Problemen“, erzählt sie. „Und Ella gefallen die Lieder richtig gut. Dabei habe ich früher immer gedacht ich würde nie Kinderlieder singen.“

Den Babytreff Rabatz gibt es in fast allen Hammer Stadtteilen. Eingeladen sind Mütter/Väter mit ihren Babys im Alter bis zu einem Jahr. In gemütlicher Atmosphäre wird gesungen, gespielt und geklönt. Eltern können sich dabei über die Entwicklung ihrer Kinder austauschen, die Babys beobachten und fördern, kindgerechte Spielmaterialien kennenlernen sowie Spaß und Freude mit ihren Kindern haben. Die Willkommensbesucherinnen der Stadt Hamm leiten die Babytreffs an.

Text: Petra von der Linde

Linktipp

Weitere Infos