Reformation in Hamm

Vor der Reformation verfügte die Pauluskirche über eine reiche Innenraumausstattung: Neben einem Hochaltar existierten etwa 20 Nebenaltäre mit bedeutenden Vikarien, ferner Beicht- und Chor­gestühl, liturgische Gefäße, Paramente, Bildwerke und Holzfiguren. Um 1530 drang lutherischen Gedankengut ein, es kam aber zunächst nicht zu einer Gemeindebildung. Nach einem etwa 50 Jahre dauernden Prozess ab 1600 setzte sich das reformierte Bekenntnis nach dem Reformator Johannes Calvin durch. 1611 erhielt die Gemeinde eine synodal-presbyteriale Verfassung.

Plan des Kirchhofs der Reformierten Kirche und des Marktplatzes zu Hamm. Kolorierte Federzeichnung von Ph. L. Pistor, 1802
Quelle: Landesarchiv NRW Abt. Westfalen, Münster
''Hämmische Kirchweyhe Nach außgestandener grossen Feuers-Brunst aber auch erfolgter Göttlicher Hülffe ...'' am 16. Januar 1746. Von Johann Gottfried Peill, Lehrer der reformierten Gemeinde in Hamm, zur Wiedereinweihung der Großen Kirche nach dem Stadtbrand von 1741
Quelle: Stadtarchiv Hamm
Schlussstein im Sakristeigewölbe der Pauluskirche mit dem Relief des heiligen Laurentius
© Foto: Gunhild Bersch
Schlussstein im Sakristeigewölbe der Pauluskirche mit dem Relief des heiligen Georg
© Gunhild Bersch
Innenansicht der Pauluskirche mit Kanzel, Altar und Chorraum, um 1930
Quelle: Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, 43. Band: Stadt Hamm, Münster 1936

Gut zu wissen

Die 95 Thesen des Martin Luther (Auschnitt)

Die Reformation

Reformation bezeichnet im engeren Sinn eine kirchliche Erneuerungsbewegung, die zur Spaltung des westlichen Christentums in verschiedene Konfessionen (katholisch, lutherisch, reformiert) führte.

Sie begann im frühen 16. Jahrhundert von den beiden Zentren Wittenberg und Zürich aus. Ihr Beginn wird allgemein auf 1517 datiert, als Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen haben soll. Zum Abschluß kam die Reformation innerhalb des Heiligen Römischen Reichs mit dem Augsburger Religionsfrieden (1555).

Foto: Porträt des Martin Luther, Quelle: Wkipedia

Umgestaltung des Kircheninneren

Die Innenausstattung wurde allmählich nach re­formierten Vorstellungen umgestaltet: Einbau von Emporen im Querhaus und den Seitenschiffen, Bankreihen, einer kunstvoll gestalteten Kanzel und Ausstattung mit Messingleuchtern, einem Taufstein und einfachem Altartisch. Der angeb­lich 1562 erfolgte Bildersturm ist nach zeitnahen Quellen nicht bezeugt.

Einige Nebenaltäre, der Hochaltar, der Lettner und liturgisches Gerät blieben noch lange erhalten. Aus finanzieller Not heraus - besonders während der Jahre 1618 bis 1648 – wurden sukzessive die Kirchenschätze aus vorreformatorischer Zeit verkauft. Vorbildlich und tatkräftig wirkte das refor­mierte Presbyterium bei Pestseuchen und im Dreißigjährigen Krieg.

Erhalten sind heute noch drei Epitaphe und ein Grabstein im Chorraum aus dem 17. Jahrhundert. Nach siebenjährigen Verhandlungen kam es 1824 zur Union der reformierten und lutherischen Ge­meinde in Hamm.

Download und Linktipps

Standort