Bekennende Gemeinde in Hamm

Auch die Christen in Hamm setzten anfangs ihre Hoffnung auf Adolf Hitler, doch der Begeisterung wich bald die Ernüchterung. Der Staat nahm immer mehr Einfluss auf die Kirche und unterstützte durch Propaganda die nationalsozialistisch geprägten Deutschen Christen. Bei den Kirchenwahlen am 23. Juli 1933 wurden in Hamm 13 Presbyter aus den Reihen der Deutschen Christen gewählt, die drei Presbytern der Gruppe „Evangelium und Kirche“ und den sechs Pfarrern gegenüberstanden.

Neubau der Johanneskirche in der Nordenfeldmark
© Wilhelm Meyer, Ev. Kirchengemeinde Hamm
Balkeninschrift in der Johanneskirche
Quelle: Stadtarchiv Hamm
Stahlglocke der Johanneskirche
Quelle: Stadt Hamm, Untere Denkmalbehörde
Inschrift über der Haustür des 1937 errichteten Pfarrhauses von Ernst Kalle an der Christuskirche in Hamm-Westen als klares Bekenntnis
Quelle: Stadt Hamm, Untere Denkmalbehörde
Pfarrer Martin Berthold
Quelle: Ev. Kirchengemeinde Hamm
Verpflichtungskarte Martin Bertholds, die ihn als Mitglied der Bekenntnisgemeinde ausweist, unterzeichnet von Pfarrer Ernst Kalle als Vorsitzender des Brüderrates
© Burkhard Großmann
Pfarrer Ernst Kalle
© Ursula Kaiser

Ernst Kalle

Ernst Kalle (1932-1986) war von 1932 bis 1956 Pfarrer an der Christuskirche in Hamm und trat als Vorsitzender des Brüderrates der Bekenntnisgemeinde der Einflussnahme durch die Nationalsozialisten entschieden entgegen. So weigerte er sich die Pauluskirche für eine Rede des Reichsbischofs Ludwig Müller zur Verfügung zu stellen. Weil an Christi Himmelfahrt, der im Zweiten Weltkrieg zum Arbeitstag erklärt worden war, Gottesdienste angeboten wurden, musste Kalle 157,50 Reichsmark als Strafe zahlen.

Die Bekenntnisgemeinde

In kirchlichen Räumen wurden Bekenntnisversammlungen durchgeführt, zu denen unter anderen Präses D. Koch, Professor Dr. Beckmann und Martin Niemöller eingeladen wurden.
Wie in andern Kirchenkreisen wurde auch in Hamm zum Beitritt zur Bekenntnisgemeinde aufgefordert, die durch die Unterschrift unter die rote Verpflichtungskarte wirksam wurde. Die Kartei wurde vor der Gestapo in der Wohnung der in Hamm lebenden Feierabendschwestern des Wittener Diakonissenhauses versteckt.

Bild rechts: Verpflichtungskarte Martin Bertholds, die ihn als Mitglied der Bekenntnisgemeinde ausweist, unterzeichnet von Pfarrer Ernst Kalle als Vorsitzender des Brüderrates

Gemeindearbeit im Verborgenen

Da der Religionsunterricht an den Schulen verboten wurde, wurde in kircheneigenen Räumen Unterricht durchgeführt. Die Jugendarbeit sollte der Hitlerjugend eingegliedert werden, doch gelang es in Hamm, heimliche Treffen von Jugendlichen und sogar Freizeiten durchzuführen. Den Frauenhilfen wurde das Leben schwer gemacht, als Konkurrenz wurden NS-Frauenschaft und Evangelischer Frauendienst der Deutschen Christen ins Leben gerufen.

Im neu errichteten Pfarrhaus an der Spichernstraße befanden sich die Geschäftsräume des neu gegründeten „Evangelisch-kirchlichen Männerdienstes“. Über der Eingangstür des Pfarrhauses steht: „Einer ist euer Meister, Christus“ als ein klares Bekenntnis.