Gedenkstätte „Russenlager“

Am 27. März 1945 wurde das „Russenlager“ an der Sandstraße durch einen Luftangriff der Royal Air Force zerstört. Auch die angrenzende Wohnbebauung wurde schwer getroffen. Mehr als 157 Menschen fanden den Tod, darunter mindestens 82 sowjetische Kriegsgefangene. Im April 1946 wurden weitere 13 Leichen gefunden und in einem gemeinsamen Grab auf dem Dasbecker Friedhof in Heessen bestattet.

Noch in den 1950er- und 1960er-Jahren fanden spielende Kinder immer wieder Skelettreste im einstigen Lagerbereich. Die Zahl der Toten, die nie geborgen wurden und immer noch dort liegen, wird auf 50 bis 80 geschätzt.

Blick auf die Zeche um 1959, das helle Areal rechts ist der Standort des ehemaligen Lagers II
Quelle: Stadt Hamm, Vermessungs- und Katasteramt
Blick vom Eingangsbereich der Gedenkstätte auf den Kubus
© Hans-Hellmut Wittmer
Das Areal an der Sandstraße vor Errichtung der heutigen Gedenkstätte, 2008
Quelle: Stadt Hamm, Tiefbau- und Grünflächenamt
Fundstücke vom Areal des ehemaligen Lagers, eingearbeitet in den Kubus
Quelle: Stadtarchiv Hamm
Die ursprüngliche Gedenktafel der Realschule Heessen, eingearbeitet in den Kubus
Quelle: Stadtarchiv Hamm

Gut zu wissen

Typenblatt KA 20-1101 Lagerunterkunft
Solche Holzbaracken befanden sich auch im Lager II an der Sandstraße

Quelle: Heinz Weischer: Russenlager, Essen 1992, S. 122-123

Initiative für eine Gedenkstätte

Das Gelände blieb weitgehend sich selbst überlassen. In den 1960er-Jahren legte die Stadt Heessen einen Hain mit Pappelreihen an. Heessener Realschülerinnen und -schüler stellten in den 1990er-Jahren eine Gedenktafel auf. 2004 regten der Autor Heinz Weischer und die Ortsheimatspflegerin Rita Kreienfeld an, dem Gelände eine „die zeitgeschichtliche Bedeutung würdigende Gestaltung“ zukommen zu lassen. Die Gedenkstätte, zusammen mit Marcus Bijan vom Tiefbau- und Grünflächenamt der Stadt entworfen und gestaltet, wurde am 4. September 2008 eingeweiht.

Erinnerung an Leid und Tod

Der Weg beginnt an der Stelle, wo sich das Lagertor befand. Der Eingangsbereich ist mit den historischen Pflastersteinen befestigt. Als Sinnbild des Gefangenseins begrenzt ein Lagerzaun den Raum. Atmosphärisch soll an Leid und Tod an diesem Ort erinnert werden. Mittelpunkt der Gedenkstätte ist ein Kubus aus Drahtgitter am Ende des Weges, in dem Fundstücke aufgeschichtet sind, die Schülerinnen und Schüler der Realschule auf dem Gelände gesammelt haben. Die erste Gedenktafel ist im Kubus eingebaut.