St.-Annen-Kapelle

Das dritte Laterankonzil von 1179 schrieb vor, dass neben Leprosorien eigene Kapellen bzw. Gotteshäuser errichtet werden sollten. Die älteste Erwähnung der St. Annen- oder Melatenkapelle neben dem „seiken Huise“  stammt aus dem Jahr 1514, als Dietrich von der Recke, Herr des Hauses Heessen, die Dienstagsmesse für die an Lepra Erkrankten in der Armenkapelle St. Anna stiftete. Die Hl. Anna ist Patronin u.a. der Armen und gegen Krankheiten. Kapelle und Siechenhaus lagen außerhalb des Dorfes Heessen an der Landstraße von Hamm nach Ahlen.

Blick von Südwesten auf die St.-Annen-Kapelle. Im Hintergrund die Kirche St. Stephanus im Dorf Heessen, um 1910
Quelle: Stadtarchiv Hamm
Das Rote Läppchen mir der St.-Annen-Kapelle um 1914
Quelle: Stadtarchiv Hamm
Glocke der St.-Annen-Kapelle aus dem frühen 13. Jahrhundert, eine der ältesten der Stadt
Quelle: Westfälischer Anzeiger
Ansicht der St.-Annen-Kapelle von Südosten, 1960er Jahre
© Gerda Jucho
Innenraum der St.-Annen-Kapelle mit Altar, 1990er Jahre
Quelle: Stadtarchiv Hamm
Das Wappen der Schloßherren von der Recke, den Bauherren der St.-Annen-Kapelle
Quelle: Stadt Hamm

Gut zu wissen

Das Adelsgeschlecht ''Von der Recke''

Das Geschlecht wird mit dem Ministerialen  Bernhardus de Reke im Jahr 1265 erstmals urkundlich erwähnt. 1320 wird Adolf von der Recke als Schildknappe der Grafen von der Mark genannt und in den nächsten Jahren noch weitere Namensträger des Geschlechts als Burgmannen der Grafschaft Mark urkundenmäßig bestätigt. Die Herren von der Recke waren in Kamen ansässig und in der Umgebung finden sich auch die ältesten Reckschen Besitzungen. Allerdings ist das Haus Reck nicht der Stammsitz des Geschlechts gewesen, denn es hieß ursprünglich zur Heide und erhielt erst später nach dem Besitzergeschlecht den Namen Reck.

Foto: Das Stammwappen derer von Recke, Quelle: Wkipedia

"... für die Frömmigkeit der Aussätzigen..."

Johannes Nicolaus Claessens, Weihbischof von Münster, beschrieb im Visitationsbericht „Informatio circa Capellam in Heessen“ vom 25. Oktober 1630 -  mit einer Ergänzung von  - die Kapelle sei in einem baufälligen Zustand (Bistumsarchiv Münster). „Diese Kapelle scheint gebaut worden zu sein für die Frömmigkeit der Aussätzigen. Aber dort sind keine Aussätzigen, und auch wenn dort in Zukunft irgendwelche sein würden, müssten sie nichtsdestoweniger an Sonn- und Feiertagen für die Predigt zur Pfarrkirche sich begeben.“

Da keine Fenster und Türen mehr vorhanden waren, konnte sie leicht von durchziehenden Soldaten u. a. genutzt werden. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde sie wieder instand gesetzt.

Neubau 1728

1728 errichtete die Familie von der Recke den noch heute bestehenden Neubau der kath. Kapelle. Das Familienwappen schmückt das Portal des achteckigen Ziegelbaus mit geschweifter Haube und Dachreiter.  Die Glocke stammt aus dem frühen 13. Jahrhundert. Im Inneren der Kapelle zeigt das große Altarbild aus dem 19. Jahrhundert die jugendliche Gottesmutter mit ihren Eltern Joachim und Anna. Seitlich vom Altar befindet sich eine Statue des Hl. Franz Xaver, der 1622 heilig gesprochen wurde. Rechts steht das Holzbild des Hl. Johannes von Nepomuk. Dank des Engagements des im Dezember 1982 gegründeten „Vereins zur Erhaltung der Annenkapelle e.V.“ wurde die Kapelle in den 1980er-Jahren aufwendig saniert und restauriert.  Seit 1986 steht die Kapelle unter Denkmalschutz.

Standort