Städtische Musikschule

Durch die Forderungen der Hitlerjugend und des deutschen Volksbildungswerkes wurde zum 1. Februar 1940 die „Städt. Musikschule für Jugend und Volk“ nach den Bestimmungen des Ministerialerlasses vom 10. Februar 1939 in Hamm gegründet. Die Schule bestand aus der  Jugendmusikschule und Volksmusikschule für Erwachsene. Für beide waren Sing- und Instrumentalklassen vorgesehen. Schulleiter wurde Heinz Eccarius. Sein Stellvertreter und erster hauptamtlicher Musikschullehrer wurde Fritz Meyer. Der Unterricht begann zunächst mit einigen Blockflötengruppen, zum 1. April 1940 wurden sechs Singklassen eingerichtet und ab 1. Mai 1940 folgte die Aufnahme des Violin- und Klavierunterrichts. Im ersten Jahr ihres Bestehens hatte die Musikschule bereits 327 Schülerinnen und Schüler. Der Unterricht fand im Erdgeschoss des städtischen Gebäudes Caldenhofer Weg 14, im Festsaal des altes Rathauses am Marktplatz und in Klassenzimmern der Westschule III, der Stadtschule für Mädchen und in der Nordschule I statt.

Generalprobe zur Eröffnung der Musikschule an der Südstraße 1958
Quelle: Nachlass Christa Fuchs
Musikschullehrer Josef Kemper leitet einen Chor, um 1940
Quelle: Stadtarchiv Hamm
Eine Gruppe von Mädchen spielt Flöte
Quelle: Nachlass Christa Fuchs
Mehrere Kinder, die Blasinstrumente spielen
Quelle: Städtische Musikschule Hamm
Die Musikschule in der Südstraße 42
Quelle: Stadtarchiv Hamm
Neubau der Musikschule, um 1975
Quelle: Stadtarchiv Hamm
Die Musikschule der Stadt Hamm
© Thorsten Hübner

Gut zu wissen

Heinz Eccarius

Auf Initiative von Heinz Eccarius kam es 1937 zu ersten Bemühungen, eine städtische Musikschule in Hamm zu errichten. Er war seit 1934 Städt. Musikdirektor mit der Aufgabe, das Musikwesen neu zu ordnen. Geplant war die Einrichtung von Singklassen nach dem Vorbild der 1905 von Albert Greiner gegründeten Augsburger Schule. Ziel war es, ausgebildete Sängerinnen und Sänger für das Hammer Chorleben zu gewinnen. Chorleiter und Lehrer der Singschule sollte Fritz Meyer werden, der als Lehrer an der Oberrealschule unterrichtete. Die geplante Eröffnung der Musikschule zum 1. Januar 1939 konnte in Folge angesichts der Entwicklungen nicht einhalten werden.

Zwischen Krieg und Wiederaufbau

Trotz aller kriegsbedingten Schwierigkeiten konnte der Unterricht bis September 1944 weitergeführt werden. Das Schulgebäude am Caldenhofer Weg wurde bei einem Luftangriff zerstört. Die Bemühungen des 1945 von der Militärregierung berufenen Bürgerrats, bald  wieder die Musikschule zu eröffnen, scheiterten u.a. an der Raumnot.  Der Bürgerrat beauftragte den Musikschullehrer Josef Kemper, die Wiedereröffnung der Musikschule zu betreiben. Im Dezember 1948 konnte die Städtische Musikschule mit vier Singklassen und 141 Schülerinnen und Schülern den Unterricht wieder aufnehmen.  Josef Kemper, der seit April 1940 zunächst nebenamtlich und seit Oktober 1942 die Stelle des zur Wehrmacht einberufenen stellvertretenden Schulleiters Fritz Meyer einnahm, wurde am 25. Oktober 1951 zum Schulleiter ernannt. Er gestaltete maßgebend den Neuanfang der Musikschule nach dem Zweiten Weltkrieg.

Umzug in die Südstraße 42

Seit Herbst 1950 war die Musikschule im erhalten gebliebenen Teil des Stadthauses untergebracht. Zugleich konnte die Instrumentalabteilung wieder eröffnen. Nach dem Tod Josef Kempers 1953 wurde die Leitung dem Mitarbeiter Dr. Martin Wolschke übertragen. Dieser war seit 1946 für die Programmgestaltung der Hammer Konzerte verantwortlich. Dr. Martin Wolschke führte in den nächsten Jahren eine große Anzahl weiterer Unterrichtsfächer ein, beispielsweise die rhythmische Erziehung, Gitarre, Laute, Trompete und Posaune. Außerdem wurde die zusätzliche Betreuung der Schüler durch Arbeitsgemeinschaften bedeutend erweitert. Die Hammer Musikschule erwarb sich überregional das Ansehen einer vorbildlichen musischen Ausbildungsstätte.

Eine Lösung der bescheidenen Raumunterbringung im Stadthaus war der Umzug in das für diese Zwecke umgebaute Haus Südstraße 42 im Januar 1958.  Die stellvertretende Schulleiterin Christa Fuchs betreute den wichtigen Komplex  der rhythmischen Erziehung. Mit dem eigenen Haus war es erstmals möglich, dass im Rahmen von Matineen verschiedene Bereiche der Musikschularbeit vor Publikum dargestellt werden konnten. Schülerinnen und Schüler der Musikschule treten seither immer häufiger mit öffentlichen Darbietungen in Erscheinung.

Neubau an der Kolpingstraße

Die Raumprobleme der Musikschule waren mit dem Einzug in das Haus an der Südstraße nicht auf Dauer gelöst. Das Ziel eines Musikschulneubaus wurde durch gemeinsame Aktionen des Kulturamts und des 1968 gegründeten Vereins der Freunde und Förderer der Städtischen Musikschule und großzügiger Spenden aus der Hammer Bürgerschaft unterstützt. Am 5. März 1974 konnte der Musikschulneubau an der Kolpingstraße feierlich eröffnet werden. Der 1952 in Hamm gegründete Verband deutscher Musikschulen erklärte diesen Neubau zum Modellfall. Zwei Jahre später ging am 31. März 1976 mit dem Ausscheiden von Dr. Martin Wolschke auch der Abschnitt in der Geschichte der Hammer Musikschule zu Ende, der vom Wiederaufbau  und Neubeginn nach 1945 geprägt war.

Orchesterschule und "Jeki"

1976 bis 1978 war Joshard Daus Leiter der Musikschule und Städtischer Musikdirektor. Sein Nachfolger Norbert Edelkötter setzte dessen Idee einer Orchesterschule in die Praxis um. Unter dem derzeitigen Schulleiter, Bernd Smalla, erreichte die Musikschule ihre bislang größte Ausdehnung:  Die Musikschule betreut mit rund 100 Pädagogen und 5.500 Schülerinnen und Schüler. Seit 2007 nimmt die Städtische Musikschule an der Bildungsinitative „Jeki (Jedem Kind sein Instrument)“, das Grundschulkinder für Musik begeistern will. Nach Sanierungs- und Umbaumaßnahmen wurde am 14. Januar 2012 der außergewöhnliche Erweiterungs-Neubau des Stuttgarter Architekturbüros Wulf & Partner eingeweiht. Die Hammer Musikschule war für einige Schülerinnen und Schüler der Beginn einer bedeutenden Musikkarriere.

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