Kreuzkirche

Mit der Entstehung der Kolonie Radbod war auch der Bau einer evangelischen Kirche verbunden. Die münsterländischen Gemeinden Bockum und Hövel waren katholisch geprägt. Bergbaubedingt gab es seit 1905 einen Zuzug von katholischen und zahlreichen protestantischen Gläubigen. Die evangelische Notkirche von 1907 reichte bald nicht mehr aus. Die Bergwerksgesellschaft Trier schenkte dem 1908 gegründeten Kirchbauverein ein Startkapital von 20.000 M und den Bauplatz für die „Bergarbeiterkirche“ im „Zechenbusch“. Unter Pastor Wilhelm Wiehe (1866-1936) wurde für die mehr als 2.000 Gläubigen 1911 die evangelische Kirchengemeinde Radbod gegründet. Der Westfale wurde erst ein Jahr zuvor als Hilfsprediger von Brasilien nach Hamm berufen, bevor er am 3. Dezember 1911 in sein Amt als erster Pfarrer „in Radbod“ eingeführt wurde.

Kreuzkirche von Norden, um 1914. Rechts im Bild die evangelische Notkirche
Quelle: Stadtarchiv Hamm
Ehemaliger Altar der Kreuzkirche mit erhaltenem Altarbild
Quelle: Stadtarchiv Hamm
Portraitaufnahme von Pfarrer Wilhelm Wiehe (1866 -1936)
Quelle: Privatbesitz
Der Architekt Karl Siebold
Quelle: Stadtarchiv Hamm
Blick von der Friedrich-Ebert-Straße in Richtung Kreuzkirche, um 1965.
Quelle: Stadtarchiv Hamm
Bunte Glasbilder in der Kreuzkirche
Quelle: Stadt Hamm, Untere Denkmalbehörde

Zur Person

Der Architekt Karl Siebold

Karl Siebold (1854-1937)

Der bei Bielefeld geborene Architekt Karl Siebold (1854-1937), nach dessen Entwürfen seit 1906 bereits die umgebende Bergarbeitersiedlung Radbod entstand, wurde nun auch für die neue  Kirche beauftragt. Der Pfarrerssohn bekam nach seinem Studium an der Berliner Bauakademie wohl durch die freundschaftliche Verbundenheit seiner Familie mit Friedrich von Bodelschwingh eine Stelle in der Betheler Bauverwaltung der Bodelschwing´schen Anstalten vermittelt und wurde später dessen Leiter.

Der Kirchturm bildet den markanten Abschluss in der Sichtachse der hier in die Hammer Straße mündenden Friedrich-Ebert-Straße

Der Grundstein der von ihm „modern-romanisch“ bezeichneten Kirche wurde am 18. Februar 1912 unter den Eichbäumen „im Hülsen“ gelegt. Dabei wurde die sog. „Radbodbibel", die man nach dem schweren Grubenunglück von 1908 in der Gezähkiste eines geretteten Bergmanns gefunden hatte, mit eingemauert. Harmonisch in die Bergarbeitersiedlung einfügt wurde die evangelische Kirche Radbod am 17. November 1912 eingeweiht und bot ca. 900 Besuchern Platz. Nach nur fünf Jahren wurden die drei Glocken als „Metallspende“ für den Ersten Weltkrieg eingeschmolzen. Der Dreiklang wurde 1922 als Gussstahlgeläut ersetzt.

In ihrem heutigen Namen spiegelt sich der kreuzförmige Grundriss wider. Der Putzbau mit einfachen Schmuckformen ist unter Einfluss des Jugendstils gestaltet und vermittelt mit dem eingestellten Eckturm etwas ländlich- und malerisches, was den übrigen Siedlungscharakter wiederspiegelt. Vom höher gelegenen Ortskern Hövels kommend, bildet der Kirchturm den markanten Abschluss in der Sichtachse der hier in die Hammer Straße mündenden Friedrich-Ebert-Straße. Wer einst etwa mit der Straßenbahn nach Bockum fuhr, konnte den so als „Point de Vue“ inszenierten Turm in ähnlicher Weise auch von Hamm kommend so wahrnehmen. Seit dem Neubau der Kreuzung mit der Bülowstaße bildet der ursprüngliche Abbiegungsverlauf der Hammer Straße jedoch eine Sackgasse.

1985 wurde die Kreuzkirche unter Denkmalschutz gestellt

Auch die katholischen Gemeinden St. Stephanus und St. Pankratius errichteten in den 1920er-Jahren - über die bereits in größerer Form erneuerten Pfarrkirchen hinaus - die Filialkirchen Herz-Jesu in Bockum und Christus-König in Hövel. Die Evangelische Kirchengemeinde Bockum-Hövel besitzt seit 1963 mit der Auferstehungskirche  in Hövel und seit 1989 mit dem Katharina-Luther-Zentrum in Bockum auch zwei Kirchgebäude in den alten Dörfern.  

Nach Kriegszerstörungen, Wiederaufbau und Umbauten in den 1970er-Jahren wurde die Kreuzkirche 1985 unter Denkmalschutz gestellt. Unter der künstlerischen Leitung von Elisabeth Altenrichter-Dicke (1929-2013), nach dessen Entwürfen auch die neuen Buntfenster entstanden, wurde der Innenraum bis 1988 umfassend renoviert und einige historische Details rekonstruiert. So hängt in der Chorapsis etwa wieder das Retabelgemälde mit der Emmaus-Szene von August Mause (1867-1913), welches vom leider nicht mehr erhaltenen Altar des Siebold-Mitarbeiters Joseph Campani (1856-1931) stammt.

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