Gerd Bucerius (1906 – 1995)

Im Haus Weststraße 8 wurde am 19. Mai 1906 der spätere Jurist, Verleger und Publizist Dr. Gerd Bucerius geboren. Seine Eltern Maria und Walter Bucerius, Rechtsanwalt in Hamm, wohnten in der zweiten Etage. Die Familie zog 1908 nach Remscheid und später nach Hamburg. Nach Abschluss seines Studiums war Gerd Bucerius von 1933 bis 1945 als Rechtsanwalt in der Kanzlei seines Vaters in Altona tätig. 1946 wurde er Bausenator in Hamburg. Im selben Jahr erschien die erste Ausgabe der Wochenzeitschrift DIE ZEIT, deren Mitbegründer er war. Ab 1951 wurde Bucerius Verleger des STERN und 1965 Mitbegründer des Pressekonzerns Gruner + Jahr. Als Politiker war er von 1945 bis 1962 aktiv, seit 1949 gehörte er dem Deutschen Bundestag an. Gerd Bucerius hat maßgeblich zum demokratischen Wiederaufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg beigetragen. Er gehört zu den namhaften Publizisten des 20. Jahrhunderts.

Portraitaufnahme von Gerd Bucerius
Quelle: Zeit-Stiftung
Blick in die Weststraße um 1900
Quelle: Stadtarchiv Hamm
Baby-Foto von Gerd Bucerius
Quelle: Zeit-Stiftung

Gut zu wissen

Bucerius in der Politik

Gerd Bucerius wurde im Wahlkreis Hamburg I 1949 als gemeinsamer Kandidat von CDU und FDP erstmals in den Deutschen Bundestag gewählt. Er war Vorsitzender des Berlin-Ausschusses. Vom 10. November 1954 bis 3. Juli 1957 Vorsitzender des Untersuchungsausschusses zum Fall John.

Er plädierte während einer Schwächephase des Ostblocks im Herbst 1956 dafür, diese zu nutzen und die deutsche Hauptstadt nach Berlin zu verlegen. Kurz danach wurde beschlossen, dass der Bundespräsident einen zweiten Amtssitz in Berlin hatte und der Bundestag im wiederhergerichteten Reichstag regelmäßig tagen sollte.

1953 errang er im Wahlkreis Hamburg I erneut das Direktmandat, danach zog er über die Landesliste der CDU ins Parlament ein. Im März 1962 legte er sein Mandat nieder.

Förderung der Kultur- und Wissenschaftsarbeit

1971 wurde die „ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius“ errichtet. Sein Vermächtnis ist heute im Wirken seiner Stiftung sichtbar: Sie fördert wichtige Kultur- und Wissenschaftsarbeit in Deutschland, u.a. wurden in Hamm herausragende Projekte der Stadtbüchereien und des Gustav-Lübcke-Museums unterstützt. Im Rahmen der Eröffnung des Heinrich-von-Kleist-Forums am Platz der Deutschen Einheit 2010 wurde der Veranstaltungssaal nach Gerd Bucerius benannt.